Das Volk gewinnen

Von Thomas Bez am 01.10.2013

Weblog Tedesca <http://www.tedesca.net>

 

FAZ.NET: Sie haben „entartet“ gesagt <http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/faz-net-fruehkritik/fruehkritik-hart-aber-fair-sie-haben-entartet-gesagt-12598287.html>

Die Plasberg-Redaktion versuchte sich an einer Sprachanalyse beim AfD-Vorsitzenden Bernd Lucke. Der Moderator zeigte in einem Einspieler, wie Lucke am Wahlabend in einer Rede das Wort „entartet“ verwendet hat. Sprache verrate etwas darüber, wo man herkomme, sagte Plasberg und machte Lucke damit ganz unverhohlen den Vorwurf, ein verkappter Nazi zu sein, der den Nazi-Jargon quasi mit der Muttermilch aufgesogen habe. Bernd Lucke machte das sichtbar wütend. Man sah ihm an, dass er sich ungerecht behandelt fühlte.

Es wird der AFD gut tun, wenn sie jetzt langsam im Populismus-Modus ankommt. Wieviele Stimmen man auf die vornehm-professorale Art gewinnen kann, haben sie ja bei der letzten Wahl gezeigt. Mal in diese, mal in jene Ecke gestellt zu werden, schadet dabei nicht, es hält das Interesse wach und aktiviert auch die "Wutbürger". Beiträge wie die von Michel Friedman sind dabei überaus wertvoll.

Daß man den Populismus und die politisch auf Krawall Gebürsteten braucht, kann man am Aufstieg der Grünen sehen - aber auch, wie lange solch ein Aufstieg dauern kann. Ein Menschenalter kann zwischen Steinewerfer und Außenminister liegen. Und was passiert, wenn man nicht rechtzeitig nach der Krawallphase die Kurve zur seriösen Partei hinbekommt.

Lucke ist smart, hat eine vornehme Ausstrahlung, wirkt gerade so intellektuell, daß er im Mittelstand gut ankommen kann. Eine gute Besetzung für einen Parteivorsitzenden, insbesondere da er die Partei im Griff zu haben scheint. In öffentlichen Auftritten ist Lucke zu brav, wirkt verletzlich. Für Talkshows braucht es ein Talent wie (zum Beispiel) Gysi oder (pardon) Haider. Unvergessen wie letzterer einst die wohlvorbereitete Talkshow von Erich Böhme sprengte, der ja auch nicht gerade auf den Mund gefallen war und meinte, einen Rechtspopulisten vorführen zu müssen.