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Pilze im Überfluß |
Von Thomas Bez am 06.10.2013
Pilz-Wochenenden in Brandenburg. Man braucht nicht einmal durchs Gestrüpp zu streifen. Schon am Wegesrand kann man sie fast mit der Sichel ernten. Nun gut, leicht übertrieben.
Abseits der Wege durch den Wald toben zu können, wenn Pilze gesammelt werden, finden unsere Hunde natürlich toll. Nach einer Weile, wenn sie etwas von der angestauten Kraft herausgelassen haben, fällt ihnen aber ihre gute Erziehung wieder ein und sie streben auf den Weg zurück, wie sie es gelernt haben. Treten dann dort von einer Pfote auf die andere und beobachten mit leiser Ungeduld unser Fehlverhalten. Und legen sich schließlich hin, wenn es mal wieder etwas länger dauert. Hütehunde.
Das Volk gewinnen |
Von Thomas Bez am 01.10.2013
Die Plasberg-Redaktion versuchte sich an einer Sprachanalyse beim AfD-Vorsitzenden Bernd Lucke. Der Moderator zeigte in einem Einspieler, wie Lucke am Wahlabend in einer Rede das Wort „entartet“ verwendet hat. Sprache verrate etwas darüber, wo man herkomme, sagte Plasberg und machte Lucke damit ganz unverhohlen den Vorwurf, ein verkappter Nazi zu sein, der den Nazi-Jargon quasi mit der Muttermilch aufgesogen habe. Bernd Lucke machte das sichtbar wütend. Man sah ihm an, dass er sich ungerecht behandelt fühlte.
Es wird der AFD gut tun, wenn sie jetzt langsam im Populismus-Modus ankommt. Wieviele Stimmen man auf die vornehm-professorale Art gewinnen kann, haben sie ja bei der letzten Wahl gezeigt. Mal in diese, mal in jene Ecke gestellt zu werden, schadet dabei nicht, es hält das Interesse wach und aktiviert auch die "Wutbürger". Beiträge wie die von Michel Friedman sind dabei überaus wertvoll.
Daß man den Populismus und die politisch auf Krawall Gebürsteten braucht, kann man am Aufstieg der Grünen sehen - aber auch, wie lange solch ein Aufstieg dauern kann. Ein Menschenalter kann zwischen Steinewerfer und Außenminister liegen. Und was passiert, wenn man nicht rechtzeitig nach der Krawallphase die Kurve zur seriösen Partei hinbekommt.
Lucke ist smart, hat eine vornehme Ausstrahlung, wirkt gerade so intellektuell, daß er im Mittelstand gut ankommen kann. Eine gute Besetzung für einen Parteivorsitzenden, insbesondere da er die Partei im Griff zu haben scheint. In öffentlichen Auftritten ist Lucke zu brav, wirkt verletzlich. Für Talkshows braucht es ein Talent wie (zum Beispiel) Gysi oder (pardon) Haider. Unvergessen wie letzterer einst die wohlvorbereitete Talkshow von Erich Böhme sprengte, der ja auch nicht gerade auf den Mund gefallen war und meinte, einen Rechtspopulisten vorführen zu müssen.
Holunderernte |
Von Thomas Bez am 15.09.2013
Heute wollten wir uns eigentlich endlich mal wieder um unsere Briard-Datenbank <http://www.barnim.net/pedigree> kümmern, da schon Beschwerden kommen, wo denn die Aktualisierungen blieben. Aber die Erntezeit hat uns wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht, weil wir auf einen prächtigen Holunderbestand gestoßen sind. Außer uns scheint sich niemand dafür zu interessieren. Wir machen daraus Konfitüre – nachdem wir dieses Jahr schon hinter uns gebracht haben:
Wein, in der Form von Weingelee, steht uns noch bevor, dann ist die Saison aber endgültig um.
Und am nächsten Sonntag, dem Wahlsonntag, wird hoffentlich noch etwas Zeit für die Briarddatenbank übrig bleiben.
Totalitarismus |
Von Thomas Bez am 20.08.2013
Die britische Zeitung „The Guardian“ ist wegen der geheimen Dokumente des früheren NSA-Mitarbeiters Edward Snowden von der Regierung massiv unter Druck gesetzt worden. Chefredakteur Alan Rusbridger schrieb, das Blatt sei zur Zerstörung oder Herausgabe des Snowden-Materials aufgefordert worden. Vor gut einem Monat habe er einen Anruf der Regierung erhalten, in dem es geheißen habe: „Ihr hattet Euren Spaß. Es gibt keinen Grund, noch mehr zu schreiben. Jetzt wollen wir das Zeug zurückhaben.“
Niemand sollte glauben, die durch Snowden aufgedeckte Affaire sei nur ein Exzeß amerikanischer und britischer Dienste. Die Exekutive ist an der Macht, überall im Westen, und sie ist nicht abwählbar. Die Legislative ist nur ihr Instrument, man nennt dies Totalitarismus. Rechte wie Presse-, Meinungs- und Redefreiheit gibt es nicht, wenn sie die Interessen des bürokratisch-finanziellen Komplexes stören. Daß es in Europa noch eine Öffentlichkeit gibt, die gegen den Totalitarismus aufbegehrt, liegt an dem glücklichen Umstand, daß Europa in der Gleichschaltung noch etwas zurückhängt. Die Amerikaner und ihr britischer Ableger sind da weiter.
Der ganze "Kampf gegen den Terror" und das neu erfundene Supergrundrecht auf Sicherheit sind nur dafür da, Wahrnehmung und Denken zu vernebeln. Vielmehr befindet sich die Staatsmacht in einer unausgesprochenen Allianz mit islamischen Brigaden, die ihnen den zur Disziplinierung des Volkes nötigen Terror liefern.
Technologie des Untergangs |
Von Thomas Bez am 28.05.2013
Tief unten in der Erdkruste liegt viel mehr Gas als vermutet. Die Amerikaner fördern es begeistert, die Energiewelt steht Kopf. Nur die Deutschen sperren sich.
Für eine im 21. Jahrhundert absurde Form der stationären Energieerzeugung (irreversibles Verbrennen organischer Substanzen zwecks Gewinnung der chemischen Bindungsenergie) greift die Menschheit auf Bestände zu, die angeblich für (gerade einmal!) drei Generation reichen, verwendet dafür aber eine Methode, die unsere Umwelt für zahlreiche weitere Generationen zerstören kann. Man nennt das Raubbau. Es wird bei uns bald so aussehen wie in einigen Regionen Chinas.
Energie bedeutet Fortschritt, und ich halte Fortschritt für etwas Gutes. Wenn die Nachhaltigkeit der Energiequelle wenigstens in der gleichen Größenordnung liegen würde wie die Nachhaltigkeit der Gefahren, die sich aus ihrer Erschließung ergeben, wären Nutzen und Risiken gegeneinander aufrechenbar. So war es schon immer, das ist normal, wenn man Fortschritt will. Das Mißverhältnis beim Fracking ist so eklatant, daß es sich als Technologie des Untergangs offenbart.
Kernenergie (heute aus Kernspaltung, in einigen Jahrzehnten aus Fusion) ist die derzeit einzige ökonomisch sinnvolle und ökologisch vertretbare Form der stationären Energieerzeugung. Aber damit bin ich ziemlich allein in einer Gesellschaft deren Zukunftsmut auf das Niveau des 18ten Jahrhunderts zurückgefallen ist und die beim Thema Kernenergie auf die Assoziationen Tschernobyl und Fukushima gedrillt wurde. Die Technik unserer Energiegewinnung wird so vorgestrig sein wie die Gesellschaft, in der wir leben.
Die notorische Frage nach den Ursachen |
Von Thomas Bez am 18.04.2013
Osterspaziergang |
Von Thomas Bez am 29.03.2013, aktualisiert am 29.03.2013
Geschlossene Schneedecke über Brandenburg, Wind aus Nordost, noch immer schneit es ohne Unterlaß, null Sonnenstunden. Aber die Hunde lieben den Schnee, und wenn es nach ihnen ginge, dürfte das Wetter so bleiben. Sie haben es gut, denn sie erwarten nie etwas anderes als das, was gerade ist.
Eine zweigleisige Bahntrasse gibt es hier, was bedeutet, daß hinter unseren Hinterwäldern noch Orte liegen, die die Welt für würdig erachtet, erreicht zu werden. Und tatsächlich: Sogar einen ICE haben wir gesehen, der von Rügen nach München fährt und in diesem Moment, da wir dies schreiben, gerade Bamberg in Franken passieren müßte.
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So stirbt man in Schönheit |
Von Thomas Bez am 24.03.2013
Lucke ist ein Professor. Das ist eine echte Gefahr im politischen Geschäft, zumindest eine Bürde auf dem Weg zum Wahlerfolg. Die liegt darin, dass Professoren zu denken neigen, es geht in der Politik um die Sache.
Lange habe ich auf diese Partei gewartet. Henkel, heißt es, zahnt mit einer solchen Gründung ja schon seit Jahren. Gottlob haben sie es noch geschafft vor der Bundestagswahl. Und nun?
Die AfD wird wohl den Zug verpassen. Was hätte dieser Neugründung Besseres passieren können in den ersten Tagen ihrer Existenz als das Zypern-Debakel? Und was hört man von dieser Partei? Nichts.
Es dürfte kein Tag vergehen, wo AfD nicht mit einem aufsehenerregenden, provokativen, meinethalben auch populistischen Auftritt durch die Medien rauscht. Wenn ich aber bei FAZ nachsehe - jede Woche mal eine Meldung. Spiegel online - Fehlanzeige. Zeit - erst recht nichts. Sogar einen Blick nach Bild habe ich gewagt - natürlich auch nichts.
Diese Vornehmheit ist wohl tatsächlich professoral. Die Partei braucht Kommunikationsprofis und einige der Herren müßten ihren Hauptjob wohl mal eine Weile ruhen lassen, wenn sie eine Alternative für Deutschland werden wollen.
Deine Schritte kennt sie |
Von Thomas Bez am 02.03.2013, aktualisiert am 02.03.2013
Der Frühling ist im Anmarsch. Nach dem Winter, der nun auch offiziell als rekord-trübe anerkannt wurde, hatten wir endlich wieder einen richtigen Sonnentag.
Unser Spaziergang führte uns am Bogensee bei Wandlitz vorbei, wo Goebbels sein Haus "Waldhof" hatte und wo nach dessen Zeit die FDJ ein gigantisches Schulungsheim im schönsten Stalinstil errichtete. Im harten Frühjahrssonnenlicht ist alles noch viel unwirklicher.
Seit in den 90ern die Versuche, Hotel und Tagungszentrum daraus zu machen, mit der größten Selbstverständlichkeit gescheitert sind, holt sich die Natur das Areal langsam zurück.
Wir kommen gelegentlich hier vorbei, und seit 2005 oder 2006, als sie uns zum ersten Mal auffiel, haben wir nie versäumt, nach dieser einen Außenlampe zu sehen, ob sie immer noch brennt. Sie brennt noch immer, ohne zu ermüden, es ist wie ein Zeichen aus dem Schattenreich.
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Am Rande der Taiga |
Von Thomas Bez am 20.02.2013, aktualisiert am 21.02.2013
Wie hatten wir doch von Hobrechtsfelde geschwärmt </weblog/1182968875:0.html>! Großartige Spaziergänge konnte man dort machen, wo einst James Hobrecht die Rieselfelder Berlins plaziert hatte.
Die Freude währt immer nur so lange, bis einer <http://agrar-hobrechtsfelde.de> mit einer Idee daherkommt, die mit fast 2 Millionen Euro selbstverständlich subventioniert wird, 8 Quadratkilometer Fläche gratis dazu. Sehr wertvoll: der Beitrag von "Robustrindern", was immer das sein mag, zur Entwicklung der Brandenburger Landschaft.
Der Ort Hobrechtsfelde ist jetzt von gewaltigen Freigehegen mit Elektrozäunen umzingelt. Man kann immer noch stundenlang spazieren gehen – allerdings nur außen herum an der Straße entlang. Wir haben es an mehreren Stellen rund um Hobrechtsfelde getestet.
Nein, das lieber nicht noch einmal. — So sind wir auch heute wieder ein Stück weiter weg gefahren, über scheinbar menschenleere Dörfer in Richtung Eberswalde, in das Waldgebiet Barnimer Heide.
Man kann dort ganze Nachmittage gehen ohne jemanden zu treffen – nicht einmal ein Rindvieh. Viele der eingestreuten Felder liegen nach einer kurzen Konjunktur des Maises wieder freundlich als Wiesen brach.
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