Weblog Tedesca

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Der Treck nach Norden (2)

Von Thomas Bez am 18.06.2017


Acht Monate nach dem ersten Transport </weblog/1476819280:0.html> sind wir nun endgültig auf unserer Insel angekommen. Diese Woche fuhren die Lastzüge mit allem Hausrat.

Dazwischen liegen unsere Planung des Sanierungsprojekts über die Wintermonate, die Auswahl lokaler Handwerksfirmen, die Arbeiten der Gewerke seit März an Haus und Infrastruktur sowie etliche Verbesserungen im Außenbereich.

Wir konnten nach einem rauhen Frühjahr den Beginn unseres ersten Sommers hier genießen. Auch mit zeitgemäßer Heizung (vor zwei Wochen wurde der Flüssiggastank in die Erde versenkt) verläuft das Leben hier enger entlang der Jahreszeiten.

Die Abende hier sind still und die Nächte dunkel. Wir sehen die silbernen Streifen der Flugzeuge in 10.000 Metern Höhe: von Hongkong nach London, von Frankfurt nach Tokio. Und heiteren Sinnes können wir bemerken, daß uns diese Orte nichts mehr angehen, gerade so wie Berlin, die Stadt, das Irrenhaus. Auch viele Nachrichten des Tages sind hier nicht relevant, verlieren sich gar im Bereich des Irrealen, und wir fragen uns, was davon wir überhaupt zur Kenntnis nehmen sollen.

Wenn es ein richtiges Leben im falschen gibt, ist hier ein Ort dafür.

 

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Wider eine Spaltung der AFD

Von Thomas Bez am 22.02.2017

Artikel auf "Eigentümlich frei", EF-MAGAZIN.DE: Als „nette“ AfD in die Bedeutungslosigkeit? <http://ef-magazin.de/2017/02/21/10579-ausschlussverfahren-gegen-bjoern-hoecke-und-ein-dej-vu-als-nette-afd-in-die-bedeutungslosigkeit>

Ausschlussverfahren gegen Björn Höcke und ein Déjà-vu - Die deutsche Rechte würde um 27 Jahre zurückgeworfen

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Intellektuelle vs Trump

Von Thomas Bez am 09.02.2017

FAZ.NET: Make intellect great again! <http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/amerikas-intellektuelle-sind-nicht-schuld-an-donald-trump-14567156.html>

Amerikas Intellektuelle sind nicht schuld an Donald Trump, denn einen öffentlichen Diskurs hat es dort nie gegeben. Vielmehr steckt die Demokratie selbst in einer Krise.

Den Verstand wieder groß zu machen, jedenfalls in der öffentlichen Meinungsdebatte, ist eine Forderung, der wir uns unbedingt anschließen wollen.


By Gage Skidmore, CC BY-SA 3.0
https://commons.wikimedia.org/
w/index.php?curid=41080831

Noam Chomsky, by Duncan Rawlinson
https://www.flickr.com/photos/thelastminute/
97182354/in/set-72057594061270615
CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/
w/index.php?curid=1194102

Gibt es denn noch Intellektuelle diesseits des Atlantik? Ist dem Kommentator aufgefallen, daß alle Genannten außer Badiou schon tot sind? (Wir haben das mithilfe von Wikipedia verifiziert.) Gut, freilich gibt es noch Intellektuelle, aber die uns einfallen in Deutschland sind eher Konservative oder Neue Rechte (keiner davon jedenfalls links von Sloterdijk) und ganz gewiß nicht die, die dem Kommentator vorschweben, wenn sein Kriterium für einen Intellektuellen ist, daß dieser eine "politisch-moralische Instanz mit gesellschaftlicher Resonanz" ist. (Letzteres wohl ein anderer Ausdruck für geistigen oder geistlosen Mainstream, wo wir heute beim besten Willen niemanden erkennen können, der ein Intellektueller genannt zu werden verdient.)

Die Liste der Amerikaner, die der Kommentator in die Schublade "Intellektuelle" tut, sieht aber auch nicht aus, als wären ihm massenhaft Beispiele eingefallen. Und Chomsky, der links, sogar wahrhaft links und eines ganz gewiß nicht ist: Mainstream, und den wir schon seit unseren Studienzeiten vor 30 Jahren verehren und ohne Zögern einen wirklichen Intellektuellen nennen würden, ist auch kein guter Zeuge gegen Trump. Denn bei all seiner legitimen Ablehnung des neuen Präsidenten (die aber auch nur graduell größer zu sein scheint als seine Abneigung gegen Clinton) vertritt er eine sehr differenzierte Auffassung, welche Gründe zum Sieg Trumps geführt haben, und spricht die Hoffnung offen aus, daß der Weg zu neu geordneten Beziehungen zwischen Amerka und Rußland jetzt offen ist, die die Welt sicherer machen könnten. Und daß eine Emanzipation Europas (und wenn er Europa sagt, klingt es fast schon wie Abendland) von Amerika einen Abbau der Spannungen und in fernerer Zeit den Übergang zu einem eurasischen (sic! wie der russische Intellektuelle Dugin) Sicherheitssystem jenseits der Militärbündnisse zur Folge haben könnte. Süßer die Glocken nie klangen. Man genieße das Interview bei Truthout <https://truthout.org/articles/trump-in-the-white-house-an-interview-with-noam-chomsky>, wenige Tage nach der Wahl im letzten November. So viel Klarblick oder wenigstens Vision würde man sich von ein paar mehr wahren oder Möchtegern-Intellektuellen diesseits und jenseits des Atlantik sowie diesseits und jenseits des Styx wünschen.

 


Meinst du, die Russen wollen Krieg?

Von Thomas Bez am 07.02.2017

FAZ.NET: Vor dem Grauen des Morgen <http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/katja-petrowskaja-ueber-ihr-bild-der-woche-14844928.html>

Ein herrliches Foto kursiert in russischen sozialen Medien: Zwei Ladys im Café, Leningrad 1941, einen Monat, bevor die Deutschen die Sowjetunion überfielen. Über den unsichtbaren Vorschein.


Jewgeni Jewtuschenko
by Cybersky - Own work, CC BY-SA 3.0
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7843853

Хотят ли русские войны? – Meinst du, die Russen wollen Krieg? – Jewgeni Jewtuschenko

Antwort von Gisbert Heimes:

Nein. Putin wollte mit seiner Rede im Jahr 2001 im Deutschen Bundestag (Youtube) ins Europäische Haus. Er hat den Antrag 2010 mit dem Angebot 'einer Wirtschaftszone von Lissabon bis Wladiwostok' wiederholt. Spätestens da schrillten in Washington die Alarmglocken, mit den bekannten Folgen Ukrainekrise, Krim-Sezession und Sanktionen. PS: Liebe Redaktion, vielen Dank für den Artikel und das Foto. Insbesondere das Foto - obwohl Schwarz-Weiß - vermag vielleicht einen Hauch von Farbe in die grauen historischen Kenntnisse des einen oder anderen Russland-Phobikers zu bringen.

Unsere Erwiderung:

Herzlichen Dank, Herr Heimes. Genau so war unser Jewtuschenko-Zitat gemeint. Seit sich Stalin schon 1924 für die Doktrin des Sozialismus in einem Land entschied, verfolgt die eurasische Regionalmacht Sowjetunion bzw. Rußland (was immer sie auch ihren inneren vermeintlichen und wahren Gegnern antat und antut) eine reduzierte Hegemonialpolitik, die darauf ausgerichtet ist, den Fortbestand und die Integrität der eigenen multiethnischen Nation sicherstellen. Die Frage nach den Jahren 1945 bis 1989 in diesem Zusammenhang zu stellen, wäre naiv. Vor dem Hintergrund der Nato-Osterweiterung in den 2000er Jahren wird klar, daß der russischen Nation ohne ihre osteuropäische Domäne die Vernichtung in den 1950er Jahren geblüht hätte. Uns scheint, es sind gar eher die Leute aus dem Osten, die das am ehesten verstehen, obwohl sie noch den meisten Anlaß aus früheren Erfahrungen hätten, an hehren Absichten der Russen zu zweifeln.

 


Die Abnutzung der Worte

Von Thomas Bez am 06.02.2017

Artikel auf Cicero: Versuchter Wortmord <http://cicero.de/berliner-republik/„Neurechts“-Vorwurf - Versuchter Wortmord>

In der Politik ist die Wortwahl entscheidend. Ein gutes Wort für eine gute Sache zu finden, darauf kommt es an. Schlechte Worte können hingegen töten, zum Beispiel eine gesunde Diskussionskultur. Das zeigt die Neuschöpfung „neurechts“.

Wer sich zur Neuen Rechten zählt, muß sich freimachen von jeder Scheu, Neuer Rechter auch genannt zu werden. Er darf sich nicht einmal scheuen, ein Nazi genannt zu werden. Dieses Wort wird zunehmend seiner Bedeutung entkleidet und hat in der öffentlichen Debatte seine Unterscheidungskraft verloren wie viele andere Worte auch, zum Beispiel "Haß" oder "Flüchtling". Ein Neuer Rechter kann in unserer Zeit, da die Sprache "linksliberal" okkupiert und das Meinungsklima "linksliberal" dominiert ist, per se kein Mitläufer sein. (In Anführungszeichen, weil das, was heute linksliberal genannt wird, selten liberal ist und meist nicht einmal links.) Es steht keine Lagerhaft auf Rechtssein, und Schweigen kann für ihn nicht infrage kommen, denn zu schweigen ist Sache der Mitläufer. Es gibt keine heimlichen Neurechten und Worte töten mitnichten. - Den Begriff Neue Rechte haben im übrigen nicht deren Gegner erfunden und die Nouvelle Droite gab es schon lange bevor George W. Bush Präsident war.

 


Ausgewogene Analyse, was passieren kann, wenn Bürokratie auf libertären Eigensinn trifft

Von Thomas Bez am 02.02.2017

FAZ.NET: „Das ist ein Angriff auf den Rechtsstaat“ <http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/schuesse-auf-tierarzt-das-ist-ein-angriff-auf-den-rechtsstaat-14825557.html>

Ein Bauer, der seine Tiere nicht ordnungsgemäß hielt, hat den Leiter eines Veterinäramtes niedergeschossen. Reinhard Sager, Präsident des Deutschen Landkreistags, sagt: Kein Einzelfall, sondern trauriger Höhepunkt eines gesellschaftlichen Trends.


Screenshot

Wir wissen nicht, was der Bauer seinen Rindern, Schafen und Pferden durch unsachgemäße Haltung angetan hat. Es muß etwas Grausames gewesen sein.

Wir sehen am Bild: (1.) daß der Bauer nicht mehr alle Latten am Zaun hat, (2.) daß er seinem Hof beigebracht hat zu sagen: "Wir wollen in Ruhe gelassen werden." Das hat der Bauer gewiß auch schon dem Veterinäramt gesagt, aber das ist absurd, denn die vornehmste Aufgabe jeder Art Amtes (Bau, Veterinär, Verfassungsschutz usw. usf.) ist es, die, deren es habhaft wird, nicht in Ruhe zu lassen und sich mit größtem Engagement für sie einzusetzen.

Auch Nachbarn mögen keine Nachbarn, die nur in Ruhe gelassen werden wollen. Da gibt es schnell mal eine Anzeige. Aber es ist ja nur zum Besten des Bauern, denn den 8000 Gesetzen und Regelungen, die für seinen Fall gelten, muß Respekt und Geltung verschafft werden. Aber wie soll das der Bauer verstehen, er hat ja, wie wir sahen, nicht alle Latten am Zaun. Trotzdem, solch eine Überreaktion, das geht ja gar nicht.

 


Falsche Gewährsleute und richtige Revolution

Von Thomas Bez am 01.02.2017

Artikel auf Sezession: Das 20-Punkte-Programm für den Widerstand <http://sezession.de/56977>

Timothy Snyder hat die Kunst entwickelt, Trump explizit nicht mit Hitler zu vergleichen, er spricht also von der gegenwärtigen Situation in den USA und nicht von Deutschland. Im November hatte der Autor ein 20-Punkte-Programm publiziert. Setzt man „Deutschland“ statt „Amerika“ ein, hat man mit ein wenig komparatistischem Zwischendenzeilenlesen ein ganz gutes Rüstzeug für den hiesigen Widerstand.

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Bereit sein für die Deglobalisierung

Von Thomas Bez am 30.01.2017

Artikel auf Sezession: Trumps gravierender Fehler <http://sezession.de/56973>

Mit Trump findet nun ein einschneidender Leitbildwechsel statt, der an den Grundfesten der Globalisierung rüttelt. Das alles geschieht im Namen der amerikanischen Arbeiter, für die der Ausstieg aus bestehenden oder geplanten Freihandelsabkommen eine "großartige Sache" sein soll. Ob es sich im Fall des Ausstiegs aus TPP wirklich um eine „großartige Sache“ für den amerikanischen Arbeiter handelt, wird sich indes noch zeigen müssen. Aus geostrategischer Sicht jedenfalls handelt es sich um einen gravierenden Fehler.

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Der Niedergang der FAZ

Von Thomas Bez am 28.01.2017


Screenshot FAZ.NET 28.1.2017 nachmittags

Heute hatte die FAZ ihren großen Tag, zumindest im Internet. (Von ihr als Tageszeitung haben wir uns im letzten Jahr, nach 12 Jahren, getrennt.) Man nähert sich dem Niveau vom Stern und Bunte.

Auf die Spitzenposition der Seite schaffte es (1.) heute früh ein Bild mit dunklen Kinderkulleraugen über einer US-Flagge und (2.) heute nachmittag eine Schmonzette, in der unter anderem ein Hund namens Wolfgang vorkommt, der durch sein Verhalten kundtut, daß auch er gegen Trump ist. (Wirklich, Aufmacher auf Position eins für wenigstens zwei Stunden.)

Zwei Artikel tiefer eine Polemik zum Melania-Titelphoto in einer Vanity Fair. Gleich daneben wenigstens eine, wenn auch unvollendete, politische Analyse, wo die Think Tanks sich ausweinen, die plötzlich obsolet geworden sind und das Geschäft an andere Unternehmen verlieren, die Trump zugeneigt sind - o Wunder. Dazu noch eine Glosse über Trump, der den längsten... Schlips hat. Die Glosse ist vom Herausgeber, man ist sich für nichts zu schade.

Der Familien-Teil gibt Rat in der Kolumne "Wie erkläre ich's meinem Kind". Unter der Überschrift "Warum jemand lügt und wie man damit umgeht" heißt es apodiktisch in der kindgerechten Sprache einer der zahllosen jungen Redakteurinnen, die neuerdings in der Online-FAZ ihr Unwesen treiben: "Anscheinend lügt Donald Trump, und er findet gar nichts dabei. Wer 'alternative Fakten' verbreitet, macht es sich zugleich leicht und schwer."


Screenshot FAZ.NET 28.1.2017 nachmittags

Ach, und dann ein Bild zum Artikel, der sich mit Trumps Wortwahl "the victims ... of the Holocaust" auseinandersetzt, aus der nicht zu erkennen sei, daß diese Opfer Millionen Juden waren. Das Bild ist so aufgenommen, daß es aussieht, als sprießten aus Trumps Schultern zwei goldene Engelsflügelchen. Mit der Unterschrift "Hail to the Chief", was wohl "Heil dem Führer" heißen soll. Da will einem glatt das Lächeln gefrieren.

Während es den Leser zu gruseln beginnt, ist die Online-Redaktion nicht untätig. Nach dem Neuladen der Seite ist die Glosse mit dem Schlips verschwunden, wofür die Nachricht erscheint, daß Trump einer Friedensnobelpreisträgerin das Herz gebrochen hat. Und so weiter und so fort. Die Meldung, daß ein Herr Häßler das Dschungelcamp verläßt, geht in diesem Schleim glatt unter.

Zu guter letzt an dieser Stelle: "Trumps Präsidentschaft erinnert viele an George Orwells Roman 1984. Das Buch von 1948 ist in Amerika derzeit ausverkauft", meldet die FAZ unter der Rubrik Wirtschaft (sic). Falls jemand der irrigen Auffassung ist, daß die Enthüllungen Snowdens dieses Interesse angefacht haben könnten.

Es sind noch einige weitere Trump-Perlen auf der Seite verborgen, die FAZ arbeitet sich an ihm ab bis zur völligen Erschöpfung.

Warum breiten wir das hier so aus? Vor gar nicht so vielen Jahren noch hätten wir die FAZ die beste Zeitung der Welt genannt, dicht gefolgt von der NZZ - und wir kennen ein wenig von der Welt. Sic transit gloria mundi. Leider gibt es noch immer keinen deutschen Ersatz, der an das frühere Niveau der FAZ heranreicht, weder unter den Tages- noch unter den Wochenzeitungen. Wir fühlen uns etwas einsam ohne ein Stück Presse, das wir mögen können.

 


Gedenkrituale, Machtergreifungsphantasien, Revision

Von Thomas Bez am 21.01.2017

Artikel auf Cicero: An seinen Machtergreifungsfantasien könnt ihr ihn erkennen <http://cicero.de/berliner-republik/afd-an-seinen-machtergreifungsfantasien-koennt-ihr-ihn-erkennen->

Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus gehört zu den Gründungsmythen der Bundesrepublik. Wer dies in Frage stellt, wer von einem Denkmal der Schande statt von Schuld redet, ist kein konservativer Patriot, sondern entlarvt sich.


"Spagat über die Geschichte" - ein Photo aus dem Volke:
By W. Vollmer - selbst fotografiert (von meinem Klassenlehrer), CC BY-SA 3.0
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=920553

Von den Gedenkritualen zu Machterhaltungsphantasien

Wer wollte denn die Betonklötze jetzt entfernen? Sonne, Wind, Regen und das tobende, kletternde, urinierende Publikum werden das tun im Laufe der Zeit. Und dem Gros des Berliner Volks ist es eh egal, wie es in seiner Stadt aussieht. Wem wird jetzt in den Mund gelegt, er wolle Juden ausbürgern und entrechten? Welcher Antiamerikanismus? Aus Amerika kommen Zeichen einer Wende, die sich vielleicht als die tiefstgreifende kulturelle Wende seit dem Einstieg Amerikas in die Weltpolitik vor 100 Jahren erweisen wird, und es sind die Atlantiker und "Europäer", denen das Wasser jetzt schon bis zum Hals steht und die wie irre um sich schlagen. Die AFD will die alte BRD zurück? Dieses Revier hat Meuthen "linksrotgrün-versifft" genannt und es sind diese Träger der eingeübten kollektiven Identität, die am liebsten eine Mauer zwischen sich und dem Pack neu errichten würden, um den widerspenstigen Osten wieder los zu werden, welcher eine ganz andere Identität pflegt und den sie eh nie haben wollten.

Von Machtergreifungsphantasien zurück zu den Gedenkritualen

An ihren Machterhaltungsphantasien erkennen wir sie. Aber die gute alte BRD ist politisch wie geistig-moralisch umzingelt. Die komfortstiftende europäische Meute verkrümelt sich und alle machen bald wieder ihr eigenes Ding. Der große Meister fern im Westen verspricht, seinen Hegemonialanspruch zu dämpfen und sich endlich wieder mehr um seine ureigensten Angelegenheiten zu kümmern, und das auch noch mit einer anrüchigen völkischen Komponente. Vom Süden branden Einwandererwellen gegen die Gestade. Der Osten hat seinen Grund und Boden verhökert und dafür eine beachtliche Modernisierung der Infrastruktur empfangen, fremdelt aber nach wie vor und ist das wichtigste Stimmenreservoir der einzig verbliebenen Opposition. Da braucht es nicht mehr viel Machtergreifungsphantasien, denn die Umwälzung ist in vollem Gange. Vielleicht wird es ja nur eine 120-Grad-Wende und die Gedenkrituale dürfen intakt bleiben für die, die sich ihnen zu unterwerfen wünschen.

Machtergreifung oder Revision

Wir haben zwanzig Jahre lang, von 1990 bis 2009, je nach Opportunität CDU und FDP gewählt. Wir dürfen damit als wohlmeinende Stütze des alten Systems BRD gelten. Bis zum bösen Erwachen der Jahre 2011 und 2012: der voluntaristische Ausstieg aus der Kernenergie ("Energiewende"), EFSF ("Rettungsschirm"), Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht, ESM (noch mehr Rettungsschirm), und schließlich 2013 die neue große Koalition. Was will der normale mittelalte AFD-Anhänger aus der Mittelschicht, anderswo "White Trash" genannt? Einen geordneten Staat unter einem konservativen Regime, das weiß, was sein Volk ist und das den Volkswohlstand bewahrt und nicht verschleudert. Das ist noch nicht einmal wirklich rechts, aber selbst für einen gemäßigten AFD-Anhänger dürften die alten Blockparteien nicht noch einmal wählbar werden. Und für einen von der AFD abgespaltenen Flügel wäre da immer noch genug Raum in der Neuen Rechten, im Nationalkonservativen und Identitären. Auch so könnte es kommen.