Totalitarismus

Von Thomas Bez am 20.08.2013

FAZ.NET: „Guardian“ musste Snowden-Material zerstören <http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/nsa-affaere-guardian-musste-snowden-material-zerstoeren-12539082.html>

Die britische Zeitung „The Guardian“ ist wegen der geheimen Dokumente des früheren NSA-Mitarbeiters Edward Snowden von der Regierung massiv unter Druck gesetzt worden. Chefredakteur Alan Rusbridger schrieb, das Blatt sei zur Zerstörung oder Herausgabe des Snowden-Materials aufgefordert worden. Vor gut einem Monat habe er einen Anruf der Regierung erhalten, in dem es geheißen habe: „Ihr hattet Euren Spaß. Es gibt keinen Grund, noch mehr zu schreiben. Jetzt wollen wir das Zeug zurückhaben.“

Niemand sollte glauben, die durch Snowden aufgedeckte Affaire sei nur ein Exzeß amerikanischer und britischer Dienste. Die Exekutive ist an der Macht, überall im Westen, und sie ist nicht abwählbar. Die Legislative ist nur ihr Instrument, man nennt dies Totalitarismus. Rechte wie Presse-, Meinungs- und Redefreiheit gibt es nicht, wenn sie die Interessen des bürokratisch-industriellen Komplexes stören. Daß es in Europa noch eine Öffentlichkeit gibt, die gegen den Totalitarismus aufbegehrt, liegt an dem glücklichen Umstand, daß Europa in der Gleichschaltung noch etwas zurückhängt. Die Amerikaner und ihr britischer Ableger sind da weiter.

Der ganze "Kampf gegen den Terror" und das neu erfundene Supergrundrecht auf Sicherheit sind nur dafür da, Wahrnehmung und Denken zu vernebeln. Vielmehr befindet sich die Staatsmacht in einer unausgesprochenen Allianz mit islamischen Brigaden, die ihnen den zur Disziplinierung des Volkes nötigen Terror liefern, sodaß sie nicht selbst Hand anlegen muß.

 


Unser Ende im Totalitarismus

Von Thomas Bez am 11.06.2013

FAZ.NET: Die Tragik des Whistleblowers <http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/edward-snowden-in-hongkong-die-tragik-des-whistleblowers-12216774.html>

Auf einmal ist alles verkehrt: Wie Edward Snowden die Welt in große Verwirrung stürzt.

Die vermeintlich das Banner der Demokratie, der Freiheit und der Bürgerrechte führende Nation versinkt im Sumpf von Lüge, Bespitzelung und Gewalt gegen fremde Völker und das eigene. Die Demokratie ist dabei noch am wenigsten beschädigt, denn zweifellos erwartet eine Mehrheit der Amerikaner von ihrem Staat zuvörderst "Sicherheit". Der Schutz ihrer Freiheit ist der Volksmasse wurst, sie wünscht sich eh einen Diktator.

Die Freiheit des Individuums, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und dafür die Risiken zu tragen, gibt es schon heute nicht mehr. Freiheit gibt es nur noch in der Form der Beliebigkeit, aber auch mit der Beliebigkeit wird es ein Ende haben, wenn der Westen das zivilisatorische Niveau von Schariastaaten erreicht haben wird. Das Finanzkapital kann dann weiterhin fein seine Geschäfte machen, was sollte also noch den Absturz aufhalten?

Die Ironie dabei ist, daß das Ende des Westens im Totalitarismus der eigentliche, grandiose Sieg des Islam im Kulturkampf ist.

 


Technologie des Untergangs

Von Thomas Bez am 28.05.2013

FAZ.NET: Fracking - müssen wir da mitmachen? <http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/energiepolitik/umstrittene-methode-fracking-muessen-wir-da-mitmachen-12194963.html>

Tief unten in der Erdkruste liegt viel mehr Gas als vermutet. Die Amerikaner fördern es begeistert, die Energiewelt steht Kopf. Nur die Deutschen sperren sich.

Für eine im 21. Jahrhundert absurde Form der stationären Energieerzeugung (irreversibles Verbrennen organischer Substanzen zwecks Gewinnung der chemischen Bindungsenergie) greift die Menschheit auf Bestände zu, die angeblich für (gerade einmal!) drei Generation reichen, verwendet dafür aber eine Methode, die unsere Umwelt für zahlreiche weitere Generationen zerstören kann. Man nennt das Raubbau. Es wird bei uns bald so aussehen wie in einigen Regionen Chinas.

Energie bedeutet Fortschritt, und ich halte Fortschritt für etwas Gutes. Wenn die Nachhaltigkeit der Energiequelle wenigstens in der gleichen Größenordnung liegen würde wie die Nachhaltigkeit der Gefahren, die sich aus ihrer Erschließung ergeben, wären Nutzen und Risiken gegeneinander aufrechenbar. So war es schon immer, das ist normal, wenn man Fortschritt will. Das Mißverhältnis beim Fracking ist so eklatant, daß es sich als Technologie des Untergangs offenbart.

Kernenergie (heute aus Kernspaltung, in einigen Jahrzehnten aus Fusion) ist die derzeit einzige ökonomisch sinnvolle und ökologisch vertretbare Form der stationären Energieerzeugung. Aber damit bin ich ziemlich allein in einer Gesellschaft deren Zukunftsmut auf das Niveau des 18ten Jahrhunderts zurückgefallen ist und die beim Thema Kernenergie auf die Assoziationen Tschernobyl und Fukushima gedrillt wurde. Die Technik unserer Energiegewinnung wird so vorgestrig sein wie die Gesellschaft, in der wir leben.

 


Die notorische Frage nach den Ursachen

Von Thomas Bez am 18.04.2013


 


Osterspaziergang

Von Thomas Bez am 29.03.2013, aktualisiert am 29.03.2013

Geschlossene Schneedecke über Brandenburg, Wind aus Nordost, noch immer schneit es ohne Unterlaß, null Sonnenstunden. Aber die Hunde lieben den Schnee, und wenn es nach ihnen ginge, dürfte das Wetter so bleiben. Sie haben es gut, denn sie erwarten nie etwas anderes als das, was gerade ist.

Eine zweigleisige Bahntrasse gibt es hier, was bedeutet, daß hinter unseren Hinterwäldern noch Orte liegen, die die Welt für würdig erachtet, erreicht zu werden. Und tatsächlich: Sogar einen ICE haben wir gesehen, der von Rügen nach München fährt und in diesem Moment, da wir dies schreiben, gerade Bamberg in Franken passieren müßte.

 

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So stirbt man in Schönheit

Von Thomas Bez am 24.03.2013

FAZ.NET: Wer ist der Anti-Euro-Professor Bernd Lucke? <http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/alternative-fuer-deutschland-wer-ist-der-anti-euro-professor-bernd-lucke-12125783.html>

Lucke ist ein Professor. Das ist eine echte Gefahr im politischen Geschäft, zumindest eine Bürde auf dem Weg zum Wahlerfolg. Die liegt darin, dass Professoren zu denken neigen, es geht in der Politik um die Sache.

Lange habe ich auf diese Partei gewartet. Henkel, heißt es, zahnt mit einer solchen Gründung ja schon seit Jahren. Gottlob haben sie es noch geschafft vor der Bundestagswahl. Und nun?

Die AfD wird wohl den Zug verpassen. Was hätte dieser Neugründung Besseres passieren können in den ersten Tagen ihrer Existenz als das Zypern-Debakel? Und was hört man von dieser Partei? Nichts.

Es dürfte kein Tag vergehen, wo AfD nicht mit einem aufsehenerregenden, provokativen, meinethalben auch populistischen Auftritt durch die Medien rauscht. Wenn ich aber bei FAZ nachsehe - jede Woche mal eine Meldung. Spiegel online - Fehlanzeige. Zeit - erst recht nichts. Sogar einen Blick nach Bild habe ich gewagt - natürlich auch nichts.

Diese Vornehmheit ist wohl tatsächlich professoral. Die Partei braucht Kommunikationsprofis und einige der Herren müßten ihren Hauptjob wohl mal eine Weile ruhen lassen, wenn sie eine Alternative für Deutschland werden wollen.

 


Deine Schritte kennt sie

Von Thomas Bez am 02.03.2013, aktualisiert am 02.03.2013


Drei Französinnen vor Goebbels' Landhaus

Der Frühling ist im Anmarsch. Nach dem Winter, der nun auch offiziell als rekord-trübe anerkannt wurde, hatten wir endlich wieder einen richtigen Sonnentag.

Unser Spaziergang führte uns am Bogensee bei Wandlitz vorbei, wo Goebbels sein Haus "Waldhof" hatte und wo nach dessen Zeit die FDJ ein gigantisches Schulungsheim im schönsten Stalinstil errichtete. Im harten Frühjahrssonnenlicht ist alles noch viel unwirklicher.

Seit in den 90ern die Versuche, Hotel und Tagungszentrum daraus zu machen, mit der größten Selbstverständlichkeit gescheitert sind, holt sich die Natur das Areal langsam zurück.

Wir kommen gelegentlich hier vorbei, und seit 2005 oder 2006, als sie uns zum ersten Mal auffiel, haben wir nie versäumt, nach dieser einen Außenlampe zu sehen, ob sie immer noch brennt. Sie brennt noch immer, ohne zu ermüden, es ist wie ein Zeichen aus dem Schattenreich.

 

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Leerstand

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Alle Abend' brennt sie...

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Am Rande der Taiga

Von Thomas Bez am 20.02.2013, aktualisiert am 21.02.2013


Nicht streicheln!

Wie hatten wir doch von Hobrechtsfelde geschwärmt </weblog/1182968875:0.html>! Großartige Spaziergänge konnte man dort machen, wo einst James Hobrecht die Rieselfelder Berlins plaziert hatte.

Die Freude währt immer nur so lange, bis einer <http://agrar-hobrechtsfelde.de> mit einer Idee daherkommt, die mit fast 2 Millionen Euro selbstverständlich subventioniert wird, 8 Quadratkilometer Fläche gratis dazu. Sehr wertvoll: der Beitrag von "Robustrindern", was immer das sein mag, zur Entwicklung der Brandenburger Landschaft.

Der Ort Hobrechtsfelde ist jetzt von gewaltigen Freigehegen mit Elektrozäunen umzingelt. Man kann immer noch stundenlang spazieren gehen – allerdings nur außen herum an der Straße entlang. Wir haben es an mehreren Stellen rund um Hobrechtsfelde getestet.


Entwicklungsbedürftige Landschaft 2007, bevor die Rinder kamen

Nein, das lieber nicht noch einmal. — So sind wir auch heute wieder ein Stück weiter weg gefahren, über scheinbar menschenleere Dörfer in Richtung Eberswalde, in das Waldgebiet Barnimer Heide.

Man kann dort ganze Nachmittage gehen ohne jemanden zu treffen – nicht einmal ein Rindvieh. Viele der eingestreuten Felder liegen nach einer kurzen Konjunktur des Maises wieder freundlich als Wiesen brach.

 

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Am Rande der Taiga

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Jonathan Littell

Von Thomas Bez am 18.02.2013

Sie rauschten schon 2007 oder 2008 durchs Feuilleton, aber jetzt habe ich sie endlich gelesen. Sind "Die Wohlgesinnten" nun

  • nationalsozialistisch
  • kryptofaschistisch
  • antinazistisch
  • nichts von alldem, sondern einfach nur Schund?

Die Gremien sind sich nicht einig. Die einen sagen so, die andern sagen so. Deshalb "krypto". Und sehr, sehr faszinierend.

Littell ist Jude und Amerikaner. Littells Lektor, Richard Millet, der zuweilen als Ghostwriter dieses Buches gemutmaßt wird, ist ein Kulturkämpfer. Er wurde vom Verlag rausgeworfen, nachdem er voriges Jahr ein "Literarisches Loblied auf Anders Breivik" verfaßt hat. Alles sehr, sehr "krypto".

Elke Heidenreich hat viel geweint beim Lesen. (Ist vielleicht nicht relevant.) Michel Friedman hält das Buch für überschätzt und gefährlich. (Ist ganz bestimmt nicht relevant.) Ein endgültiges Verdikt von MRR ist mir nicht bekannt.

 


Facebook, das Unterschichtenphänomen

Von Thomas Bez am 02.12.2011, aktualisiert am 04.01.2012

Lesermeinung zur FAZ-Kolumne "Silicon Demokratie" <http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/neue-kolumne-silicon-demokratie-rettet-die-anonymitaet-11546665.html>.

Das Internet ist ein Paradies für Verbraucher und eine Hölle für Bürger. Es wird Zeit für die Vision eines Bürger-Internets, das uns vor der Macht der Konzerne schützt.

Die meisten haben es bloß noch nicht bemerkt: Facebook ist verzichtbar. Die "unsozialen" Netzwerke sind tatsächlich das Gegenteil des Internet. Aber niemand, der sie als Hölle empfindet, ist gezwungen, in ihren Kesseln zu schmoren.

Wir sind auch bei Facebook vertreten, doch wir nutzen es so, wie es uns nützt: um gefunden zu werden und gelegentlich Links auf eigene Inhalte zu streuen. Wir haben festgestellt, daß selten mehr als Belanglosigkeiten in all den unsozialen Netzwerken ausgetauscht wird. Wir klicken auf keine "Like"- oder "+1"-Knöpfe, wir löschen regelmäßig alle Arten von Cookies, um aus dem Geschäftsmodell dieser Datensammler weitgehend ausgeklinkt zu bleiben.

Das alternative Internet der Bürger ist doch schon da, und es gehört nicht viel dazu dabeizusein. Man muß nicht besonders technikaffin sein, um sich seine Domain zu reservieren und seine eigenen Seiten zu publizieren. Benötigt wird nur etwas Motivation und Fleiß. Fleiß ist natürlich erforderlich, wenn man sein Publikum mit Inhalten erreichen will - "Content is King" hieß das irgendwann einmal. Und Content erfordert halt etwas Mühe. Fleiß und einige andere Sekundärtugenden muß schon mitbringen, wer Bürger sein will - ob in der realen Welt oder in ihrem Spiegel, dem Internet.

Wir können uns erlauben, Facebook links liegen zu lassen, denn wir bieten und pflegen sorgsam Inhalte, die unserer kleinen Zielgruppe Nutzen bringen. Wir hätten nichts davon, dies über irgendein unsoziales Netzwerk zu kommunizieren. Und das ist eben der Punkt: Wer wirklich etwas zu sagen hat, besitzt seinen eigenen Internetauftritt oder schreibt in einem Blog oder bei FAZ.NET, aber doch nicht bei Facebook. Wer wären denn die modernen Autoren, die Facebook als Sprachrohr benötigen? Bei Facebook und ähnlichen Netzwerken schwätzen gerade die, die nichts besonderes zu sagen haben. Es exhibitionieren sich die, die man eh nicht sehen will.

Facebook ist also seinem Wesen nach ein Unterschichtenphänomen, und als solches wird es weiterexistieren. Das ist doch keine Gefahr für die Demokratie, ebensowenig wie die Bild-Zeitung. Facebook wird uns nicht hindern, Bürger zu bleiben.